Das Ich Das Du Das Es Das Wir

A
In unserer Klasse treffen „Iche“ aufeinander. Ich will. Ich will nicht.... Dieses Durcheinander wird oft gebremst. „Wenn das alle machen würden?“, „Du bist hier nicht allein.“, „Es geht nicht um Dich und Deine Wünsche, sondern um die ganze Klasse.“ In der Arbeit mit dem Erfahrungsfeld haben wir entdeckt, dass niemals zwei Menschen das Gleiche sehen können. Jeder hat seinen Standpunkt. Ganz konkret, dort wo Du stehst, kann kein anderer gleichzeitig auch stehen. Ich sehe es so und Du siehst es anders. Bei diesem Besuch auf dem Freudenberg üben wir, unsere Sichtweisen zu beschreiben und erleben diese Vielzahl von Schilderungen als eine Bereicherung. Die eine sieht den Baum als Schattenspender, die andere als Holzlieferant, ein Nistplatz für Vögel... ein Luftreiniger. Für mutige geht es auf die große Taumelscheibe. Wie bringen wir uns alle, die auf der Drehscheibe stehen, ins Gleichgewicht? Ihr führt Euch auf dem Barfußweg, mit verbundenen Augen. Vertraut ihr Euch einer Begleiterin/Begleiter an? Eine Sache ist sicher, Dir werden zukünftig die vielen „Iche“ auffallen und Dein Ich wird Dir bedeutsamer.

B
Eine neue Klasse, eine neue Gruppe, wie finden wir zusammen? Wie bildet sich ein ‚Wir‘. Allzu gerne überspringen wir die Bedingung für ein echtes Wir: die Achtung des ICHs. Wann sagen wir uns bei einer Begegnung: Ja, das ist das Ich eines anderen? Wer steht hinter den Worten, den Ideen? Wir beforschen ein Zweifaches: Die Beobachtung des eigenen Ich und die Wahrnehmung des Ichs eines anderen. Wir Erweitern unseren Sinnesorganismus um einen Ich-Sinn. Damit beleuchten wir den Begriff „Anwesenheit“: Momente, in denen sich „Iche“ begegnen können. Unser Sprechen und Hören wird immer begleitet von den Fragen: Sehe ich dahinter? Hört sie/er mir wirklich zu? Dadurch eröffnen sich auch neue Perspektiven für eine neue Ich-Kultur in Lehrer*innenkonferenzen, Teamrunden und Elternabenden.